Moinmoin an alle,
ich habe mal wieder lange überlegen müßen, ob ich etwas schreibe oder nicht. Da mir diese ganze Diskussion hier inzwischen aber schwer auf den Magen schlägt werde ich das wider besseres Wissen doch tun.
Vorab zur Erklärung: Ich möchte weder irgend jemanden persönlich angreifen oder beleidigen noch erhebe ich Anspruch auf eine ultimative Wahrheit. Ich gebe einfach meine persönlichen Eindrück wieder und äußere meine Meinung. Ich bitte daher darum, diese Aspekte bei meinen folgenden Ausführungen zu berücksichtigen.
Als erstes entsteht bei mir der Eindruck, hier wird sich sehr stark an Begriffen hochgezogen. Der in meinen Augen wohl passendste Ausdruck für die Veranstaltung wäre Blaster Fun Action Games. Gibt in meinen Augen am besten wieder, was da ablief.
Das entreri am Schluß nicht mehr wußte, wie er die Veranstaltung bezeichnen sollte, kann ich nachvollziehen. Es enstand bei mir der Eindruck, das er in eine bestimmte Ecke gedrängt wurde. Solches Verhalten mag mir gar nicht gefallen.
Zum Treffen selber:
Das ganze war als Vorbereitungsveranstaltung für die geplante neue LARP - Con im April gedacht. Neben einem Haufen Spaß für die Teilnehmer war das Ziel des Treffens die Bespielbarkeit der Gebäude und des Geländes auszuprobieren und zu schauen, was bei der Organisation berücksichtigt werden muß.
Für die Lübecker Organisatoren war es also eine Art Probelauf, für uns Besucher war es Spaß. Was das Outfit und die Blaster angeht, so lautete die Ansage, erlaubt ist was gefällt, Kostüme aber bitte erst auf dem Gelände des Pfadfinderlagers.
Es ist auf den Bildern deutlich zu sehen, das viele der Spieler normale Alltagsklamotten tragen - da gleich von Mil-Sim zu sprechen, halte ich für übertrieben. Ich habe mir in diesem Zusammenhang Bilderalben von Scalys Scheunentreffen angeschaut, auch dort sind viele militärische Kleidungsstücke und einige Ausrüstungsteile zu sehen (z.B. eine ABC-Schutzmaske), auch einige lackierte Blaster. Unlackierte Blaster überwiegen dort, ansonsten erkenne ich persönlich den Unterschied zur Lübecker Veranstaltung nicht. Niemand ist dort auf die Idee gekommen, so einen Aufriss zu machen. Warum auch ?
Zum Polizeieinsatz: Dieser wurde durch eine mißgünstige Nachbarin und die Gedankenlosigkeit von einigen Beteiligten ausgelöst - dazu kann man sagen, "selber Schuld, beim nächsten Mal wißt Ihr es jetzt hoffentlich besser". Damit sollte man es aber gut sein lassen.
Auslöser waren im übrigen 2 schwarz lackierte Blaster, die beim raustragen von der Wohnung bis zur Strasse kurzzeitig zu sehen waren - und auch nur, weil wir mit ca. 10 Leuten auf einem engen Flur standen, endlich zum Aufbruch geblasen wurde und natürlich ein haufen Sachen in letzter Sekunde noch mitgenommen werden sollten. Niemand der Anwesenden trug zu dem Zeitpunkt irgendwelche Tarnklamotten (bis auf meinen Sohn, er trug eine Arbeitshose mit grauem Tarnmuster), Sturmhauben oder sonstige Militärklamotten, soweit ich mich erinnern kann.
Die Polizeibeamten haben Ihre Plicht getan - von der Dauer der Aktion her in meinen Augen etwas zu gründlich, da ich die Gründe dafür nicht kenne und den Polizisten auch nichts unterstellen möchte, kann ich dazu nicht mehr sagen. Das ganze verlief im Sande und ist damit einfach eine im Endeffekt lustige Begebenheit am Rande aus der wohl die Mehrheit Ihre Lehren gezogen hat.
Die Veranstaltung an sich hat einige organisatorische Mängel aufgezeigt, die zum einen einfach auf fehlenden Erfahrungen basierten und zum anderen auf einer sehr idealisierten Darstellung der Anlage durch den Betreiber. So war die Scheune auf dem Gelände so zugestellt mit Material und Gerümpel, das Sie aufgrund der Verletzungsgefahr nicht bespielbar war. Ebenso war das zweite Haus nicht bespielbar, da dieses wohl gerade zumindest teilweise renoviert wird.
Gleiches galt für Teile des Hauptgebäudes, Räume waren mit Material vollgestellt, einige Bereiche verschlossen. Alles Dinge, die für die geplante LARP-Con im April wichtig sind und bei Planung und Organisation berücksichtigt werden müssen.
Von daher hat die Veranstaltung in meinen Augen Ihren Sinn voll und ganz erfüllt. Viel Spaß für die Spieler und wichtige Erfahrungen und Infos für die Organisatoren.
Daher hat entreri das ganze offiziell als LARP-Con angemeldet, Rücksprache mit der örtlichen Polizei gehalten und sich die notwendigen Genehmigungen geholt. Und das hat er hier im Forum im Vorfeld auch mehrfach geäußert. Selbst eine Genehmigung für Jugendfeuerwerk war dabei.
Trotzdem ich gesundheitlich angeschlagen war habe ich die Veranstaltung in weiten Teilen genossen und viel Spaß gehabt, darum vielen Dank an entreri und seine bezaubernde Freundin für die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt. Die Spiele haben Spaß gemacht, das Essen war sehr gut und auch mein Sohn hatte riesigen Spaß.
Den Umgang mit diesem Beitrag durch einige user finde ich sehr bedauerlich, leider ist sowas im internet keine Seltenheit. Anstatt nachzufragen und sich erstmal gründlich zu informieren werden die eigenen Befindlichkeiten und Vorurteile in den Vordergrund gestellt und die eigene Meinung ohne ausreichende Informationen gebildet und kundgetan.
Fotos von Kleinkindern mit lackierten Dartblastern in der Hand oder einem auf die Stirn gepappten Dart (hier wird doch der Eindruck erweckt, da schießt jemand mit ner Spielzeugwaffe auf Kinder !) sind niedlich, wenn ein Erwachsener bei Blasterspielen (egal welcher Provenienz) eine Sturmhaube trägt und dabei ein komisches Foto entsteht, ist das aber verwerflich ?
Und nochmals zu den verwendeten Begriffen - ich nenne meine Spielzeugwaffen hier im Forum Blaster. Warum ? Weil bei mir der Eindruck entstanden ist, das das hier durch die Forenbetreiber so gewünscht ist. Da so ein Forum eine Privatveranstaltung ist, in der letztendlich der Betreiber bestimmt, was erlaubt ist und was nicht und die Regeln festlegt ( im Rahmen des geltenden Rechtes natürlich), halte ich mich daran und werde mich auch in Zukunft daran halten.
Nichtsdestotrotz ist das meiner Meinung nach eine kontraproduktive Einstellung.
Als Denkanstoß: In einem Interview hat sich Hasbro selbst als weltweit größten Hersteller von Spielzeugwaffen bezeichnet. Die Optik und Technik der "Dartblaster" basieren auf Handfeuerwaffen - um klarzustellen das es sich dabei nicht um echte Waffen handelt, muß der Hersteller sogar knallbunte Farben verwenden.
Wenn jemand, so wie der Dartblaster-Club Rhein-Ruhr den Schwerpunkt auf den sportlichen Aspekt verlegt, so finde ich das voll und ganz in Ordnug. Nichtsdestotrotz sollte man daraus keine moralische Überlegenheit ableiten und oberlehrerhafte Aussagen machen. Denn egal wie sehr der sportliche Aspekt im Vordergrund steht und wie pazifistisch man seine eigene Einstellung darstellt: Hier wird mit Spielzeugwaffen auf Menschen geschossen, daran ändert sich auch nichts, wenn diese Spielzeugwaffen poppig bunt sind und "Dartblaster" genannt werden und man das in Sportbekleidung in einer Turnhalle macht.
Das wirklich wichtige, was den Spieler vom Militaristen unterscheidet, ist die innere Einstellung. Diese aber einfach an Begriffen und Äußerlichkeiten festzumachen ist im besten Falle oberflächlich, im schlimmsten Falle bigott und vorurteilsgeprägt. Auf jeden Fall ist es in meinen Augen falsch !
Dies ist eine Gemeinschaft, mit vielen verschiedenen Interessengruppen, Neigungen, Strömungen und allem was sonst dazugehört. Und man sollte gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen und sich um eine positive Darstellung des Hobbies bemühen. Das sollte für alle selbstverständlich sein. Genauso selbstverständlich sollte es sein, das es dabei zu Fehlern kommt. Statt die eigenen Befindlichkeiten und Überzeugungen in den Vordergrund zu stellen und das Verhalten anderer anzuprangern, sollte man lieber auf Diskussion, Einsicht und gegenseitiges Verständnis setzen. Überzeugungs-Taliban sind immer schlimm, egal welche Meinung sie vertreten.
Mein Sohn und ich konnten mit den HvZ-Spielen nichts anfangen, also haben wir uns zurückgezogen (ok, ich habe eh allgemein geschwächelt zu dem Zeitpunkt). Deswegen erlaube ich mir noch lange kein Urteil über die Leute, die mit sehr viel Spaß an den Runden teilgenommen haben.
Hier im Beitrag wurde angesprochen, das ja bei Ork-, Elfen- usw. -Larp die Bedrohungsempfindung bei der Öffentlichkeit geringer ist. Möglich, aber nicht zwangsläufig. Rund 25 Km von meinen jetzigen Wohnort findet das Mythodea-Con statt. 7000 Larp-begeisterte nette Leute, die Darstellung der Veranstaltung in der Presse ist seit Jahren sehr positiv. War vorgestern erst wieder im Fernsehen, Platz 2 der ich-weiß-nich-was-norddeutschen Dörfer.
Fragt mal meinen besten Freund, er arbeitet als Krankenpfleger im örtlichen Krankenhaus. Für den sind das alles bekloppte und gestörte Menschen aus denen man bei der Aufnahme im Krankenhaus kein vernünftiges Wort herausbekommt. Geschweige den Ihren richtigen Namen...so sehr gehen die Leute teilweise in Ihrer Scheinrealität auf. Mit diesem Wissen und dem Wissen um die Verletzungen, mit denen einige Teilnehmer im Krankenhaus landen, steigt die Bedrohungswahrnehmung enorm. Auch wenn es vermutlich nur ein kleiner Teil der Con-Teilnehmer ist, der so neben der Spur liegt. Seit 2 Jahren gibt es dort einen öffentlich zugänglichen Mittelaltermarkt und es gibt Tageskarten für Besucher (um das Spielgelände zu betreten, die Tagesgäste sind natürlich an Spielregeln und Bekleidungsvorschriften gebunden, damit sie im Spiel nicht stören) - somit ist es auch keine in sich geschlossene Veranstaltung mehr.
Um diesen elend langen Text zum Abschluß zu bringen, ich möchte damit auf keinen Fall die Diskussion erneut entfachen. Ich habe hier einfach meine Meinung, Einstellung und Erfahrungen wiedergegeben, hoffe das sich möglichst viele Leute die Mühe machen den Text zu lesen, darüber nachzudenken und Ihre eigenen Erkentnisse für die Zukunft daraus ziehen.
Mit freundlichen Grüßen
GumSmith