Hallo zusammen,
Sinn und Ziel dieses Threads soll sein, Anfängern einige praktische Tipps für die Moddingarbeit mitzugeben. Dazu zählen alle Tricks und Kniffe, die einem das Modderleben erleichtern können; auch solche, die bei näherem Nachdenken vollkommen offensichtlich erscheinen, aber einem nicht sofort einfallen. Einiges wird dem Einen oder Anderen allerdings vollkommen banal und/oder altklug erscheinen.
Wie gesagt: das hier ist als Lektüre für den kompletten Neuling gedacht.
Das ganze sollte als Fortsetzungswerk gelten - dieser erste Post wird dann laufend erweitert, um Neuankömmlingen das Suchen im Forum zu ersparen oder wenigstens abzukürzen.
In diesem Sinne:
Vorbereitung&Allgemeines
Hinweis: nichts von dem, was hier steht, soll Dich abschrecken - auch wenn es sich vielleicht so liest. Dieser Abschnitt soll Dir nur unnötigen Frust ersparen.
1) Habe eine ungefähre Vorstellung von dem, was Du willst.
Das geht unmittelbar mit 2) Hand in Hand.
2) Nimm Dir nicht zu viel vor
Viele Mods, die man hier im Forum sieht, sind nichts für Anfänger. Andere wiederum sind auch für Ungeübte leicht zu meistern. Nehmt für den Anfang lieber was Einfacheres und gönnt euch ein Erfolgserlebnis.
Ausserdem ist das Frustpotenzial extrem hoch, wenn man sich zu viel vornimmt und dann auf erste Komplikationen stößt - oft bleibt ein Projekt dann einfach liegen und wird nie fertig.
Viele (über-)ambitionierte Anfänger werden sich sagen "Ach, son bisschen Farbe, paar Drähte und Spachtel - mach ich mit links". Wartet einfach ab, bis ihr auf die erste ernsthaftere Hürde stoßt. Und dann erinnert euch an diesen Thread. Na, was hab ich gesagt?
3) Habe alles da, was Du brauchst.
Ehrlich - kaum etwas wurmt einen mehr, als vermeintlich alles da zu haben, und dann nicht anfangen / weitermachen zu können, weil Teil/Werkzeug/Farbe X fehlt. Im Zweifelsfalle lieber zweimal überlegen, wenn Du gerade schon beim Moddingaustatter Deines Vertrauens auf dem Weg zur Kasse bist.
4) Spar' nicht am falschen Ende.
Achtung: das hier soll keine Binsenweisheit sein wie 'keine Arme, keine Kekse'. Modding kostet Geld. Wie viel man davon ausgeben kann / will, ist eines Jeden eigene Angelegenheit.
Man kann sicherlich ohne Mühe drei-bis vierstellige Beträge in Werkzeug, Farben und sonstige Gadgets stecken. Notwendig ist das sicherlich nicht in jedem Fall. Kommt man aber nicht drumherum, Geld in die Hand zu nehmen für (beispielsweise) vernünftige Farbe oder ein spezielles Werkzeug, kann/will aber das Geld im Moment nicht ausgeben:
warte lieber, bis Du das Geld zusammen hast. Du ärgerst Dich sonst schwarz, wenn Du die Billigalternative / Notlösung genommen hast und dann das Ergebnis nicht so ist wie gewünscht, nur weil man unbedingt vorankommen und fertig werden wollte. Wenns auch abgedroschen klingt: wer billig kauft, kauft häufig zweimal.
5) Hab' Geduld. Und viel davon. Ehrlich.
Ja, ich weiß: Du willst schnell vorankommen und allen stolz das Ergebnis präsentieren.
Nein, auch die meisten anderen hier im Forum haben ihre Meisterstücke nicht an einem Nachmittag zusammengedengelt. Einige Projekte zogen sich über Monate hin und haben sicherlich den einen oder anderen Haussegen schief gehängt und ernsthafte Zweifel am eigenen Können aufkommen lassen. Nimm Dir lieber ein Wochenende mehr Zeit - das Ergebnis wird Dir Recht geben.
Bastelvorbereitung
Was brauche ich eigentlich an Werkzeug und sonstigem Kram?
Für den Anfang ist das schnell erzählt:
1. Schraubendreher, Kreuzschlitz, (Größe 1) zum Nerf auseinanderschrauben
2. Schale/Sortimentskasten (für Kleinteile)
3. Einweghandschuhe (so wie
die hier)
4. Zahnstocher (zum Modellieren von Green Stuff / Milliput / sonstigem)
5. Skalpell oder Cutter
6. Großer Karton als Spritzschutz zum Lackieren (Umzugskartons oder große Bankcroft-Kartons gehen super)
7. Schleifpapier in grober und feiner Körnung (80er zum groben Vorschleifen / Entfernen von Beschriftungen, 240er für den Rest); gibts blattweise einzeln oder in Packungen mit mehreren verschiedenen Körnungen
8. Schleifklotz (gibts aus Plastik, Kork oder Holz)
9. kleiner Wasserbehälter oder feuchter Schwamm
10. Untertasse oder kleine Farbpalette (
wie die hier)
11. Pinsel in verschiedenen Größen - je nach dem, was gebraucht wird
12. einige kleine Feilen - zum Beseitigen von eventuellen Graten und Entfernen von Material an Stellen, an die man mit Schleifpapier/Dremel nur schlecht rankommt. Beispiel: der 'Sperrzapfen' an der Trommelhalterung der Maverick, den man für den 'Full Barrel Drop Mod' entfernen muss...
13. Pinzette - denn beim Zusammenbauen fallen einem immer irgendwelche Schrauben in verwinkelte Teile des Gehäuses
Ihr werdet mit der Zeit feststellen, dass ihr mehr / anderes Werkzeug braucht. Das hier ist nur für den Anfang...
Zusammenbauen - aber wie?
Warum steht dieser Punkt am Anfang?
Ganz einfach - fast jeder kennt das: man hat Gerät XY auseinandergenommen und (vermeintlich genauso) wieder zusammengesetzt - trotzdem ist eine Handvoll Schrauben übrig. Aber wo zum Henker kommen die her und wo gehören die hin...?
Im günstigsten Fall passiert nix und das Gerät (welcher Art auch immer) funktioniert normal - oft genug aber ist das Gegenteil der Fall.
Macht ein Foto - oder mehrere - von eurer Nerf, mit allen Baugruppen gut sichtbar. Alternativ schaut im Web nach einem entsprechenden Bild.
Gegen verlorene Kleinteile
Hier empfiehlt sich ein kleiner Sortimentskasten oder eine kleine Schale. Alles, was ausgebaut wird, sollte sofort (!!!) da rein gelegt werden. Idealerweise kann man den Behälter verschließen.
Denn: entweder man selbst, der/die Partner/in oder das Haustier fegt irgendwelche herumliegenden Kleinteile immer genau dann runter auf den Flokati, wenn man nicht damit rechnet (Huch, Telefon...MIST! Wo ist die Feder vom Abzug hin?!) . Die Teile sind dann entweder unauffindbar, fallen irgendwann dem Staubsauger oder der Katze zum Opfer oder werden (wie bei mir) durch Drauftreten wiedergefunden.
Gegen unnötiges Suchen
Habt immer möglichst alles, was ihr zum Basteln braucht, in Reichweite und
an einem festen Platz. Sonst gehts euch wie mir:
So, jetzt noch die Schweissnähte - verflixt, wo hab ich denn das Modellierzeug hingelegt?
<rumpel, wühl>
Mist. Ich habs doch heute Morgen noch in der Hand gehabt...?!
<stolper KRACH>
<30 Minuten später>
Wer war denn so bekloppt, das Zeug DA hinzulegen...! Maaaaann!
Ein eigener Werkzeugkoffer wirkt hier Wunder.
Schleifen
Warum überhaupt schleifen?
Ganz einfach: damit die Lackierung hält. Natürlich kann man auch das Schleifen weglassen, sollte sich dann aber (je nach verwendeter Farbe) nicht wundern, wenn man die Farbe nur scharf angucken muss, damit sie abblättert.
Welche Körnung soll ich nehmen?
Ich persönlich schleife erst mit einen Durchgang mit 80er Körnung (grob), danach mit 240er (fein). Wer will, kann auch noch feiner.
Von Hand geht mir nicht schnell genug....kann ich nicht einfach meinen Dremel nehmen?
Kannst Du schon - aber ich würds nicht empfehlen, da man sonst schnell mal zu viel Material abgetragen und dann eine dicke Macke in seinem Blaster hat. Für 'wear & tear' geht ein Dremel super....aber immer schön vorsichtig.
Von Hand schleifen geht vielleicht nicht so schnell, aber dafür kann man sich sicher sein, dass man das gewünschte Ergebnis hat.
Denn: Zusätzlich was nachschleifen geht immer - zu viel abgetragenes Material wieder dran schleifen wird schwierig.
Wie soll ich schleifen?
Am besten und soweit möglich immer nur in
eine Richtung. Mit der 'Topfscheuermethode' (immer im Kreis) läuft man Gefahr, ein unregelmäßiges Ergebnis zu bekommen. Außerdem sieht man die Schleifspuren auch nach dem Lackieren noch schwach durchscheinen (je nach dem, mit welcher Körnung ihr beim Schleifen gearbeitet habt).
Für Ecken und Winkel (Danke an Scaly für den Tipp)
Verdammt, ich komm ich die Ecke nicht rein....Stahlwolle (Stärke 3) hilft hier.
Abschleifen von Logos/Beschriftungen (Dank an cc-top für den Hinweis)
Es kann sein, dass trotz sorgfältigem Schleifen eine Beschriftung (wie unter der Trommel der Maverick) nach dem Grundieren plötzlich wieder deutlich zu sehen ist, so wie hier:
Das ist keine so ungewöhnliche Erscheinung. Normalerweise relativiert sich das nach dem endgültigen Anstrich wieder. Wen ganz sicher gehen und ein erneutes Abschleifen und Grundieren vermeiden will, schleift direkt noch ein bisschen mehr Material ab als eigentlich nötig wäre (vielleicht sogar mit einem Dremel) und verspachtelt eventuelle Unebenheiten vor dem Grundieren. Nicht vergessen, eventuelle Kratzer mit Schleifpapier wieder glatt zu schleifen!
Nach dem Schleifen (Wiederum Danke an Scaly)
...sollten die geschliffenen Teile abgespült werden, um den Schleifstaub zu entfernen. Bleibt das aus, hält die Farbe nicht.
Hierfür kann auch Spiritus verwendet werden - der entfettet gleichzeitig auch, sodass die Farbe auf jeden Fall am Bauteil haftet.
Gespülte Bauteile können entweder auf der Heizung oder mit einem Fön getrocknet werden.
Achtung: wenn ihr später feststellt, dass eine weitere Schicht Farbe auf die Gun muss, und ihr habt mit Tabletop-Farben gearbeitet: Größte Vorsicht mit Spiritus, wenn ihr den Untergrund säubern wollt....der holt Farbe nicht nur aus Pinseln sehr effektiv raus, sondern auch von bereits angepinselten Teilen. Die Grundierung allerdings hält (zumindest die von Armypainter tut das). Das wäre dann eher was fürs Neuanmalen.
Lackieren
Grundierung - Warum?
Natürlich kann man ein abgeschmirgeltes Teil auch direkt anmalen. Auch das würde ich so nicht empfehlen. Der Untergrund nimmt die Farbe schlechter an und man kann von einem ungrundierten Teil nach dem Trocknen die Farbe ganz leicht mit dem Fingernagel wieder abkratzen. Je nach der Farbe des Untergrundes kann diese auch nach dem Anmalen wieder durchscheinen:
Sprayfarbe: Farbverteilung auf den richtigen Bereich begrenzen
Ein Karton kann dabei helfen, die 'Kollateralschäden' beim Sprayen zu begrenzen. So wie hier:
Sprayfarbe: Lacknasen & zu dicke Farbschichten vermeiden
Lacknasen sehen doof aus und können, ebenso wie zu dick aufgetragene Farbe, die Funktion des Blasters einschränken. Um Nasen und Läufer zu vermeiden, fangt nicht direkt auf dem Teil mit Sprühen an. Drück' außerhalb des zu lackierenden Bereichs auf den Sprühkopf und achte darauf, immer in Bewegung zu bleiben und nicht an einer Stelle zu verharren.
Sprayfarbe: Düsen freihalten
Wenn ihr fertig seid, haltet die Spraydose auf dem Kopf und sprüht ein paar Sekunden lang. Dadurch wird im Schlauch (
im Inneren der Dose) und dem Düsenbereich befindliche Farbe entfernt und die Düse trocknet bei längerer Lagerung nicht so schnell ein.
Siehe auch das
Demovideo von Armypainter zum Thema.
Kleinteile Lackieren
Für Kleinteile macht es Sinn, sich kleine Halterungen zu improvisieren, damit man sie beim Lackieren erstens von allem Seiten erwischt, und damit sie zweitens nicht an der Unterlage wie einem Karton festpappen. Je nach Teil kanns echt unangenehm werden, ein Kleinteil da wieder runter zu bekommen. Es bleibt
immer Pappe dran kleben und die abzubekommen, nervt gewaltig. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt - in diesem Beispiel musste ein Schaschlikspieß aus Holz (kleingeschnippelt und angespitzt) und der leere Pizzakarton vom Vorabend herhalten:
Außerdem: Wenn man die Teile von Hand anpinselt, bleiben so obendrein die Finger sauber
Arbeiten mit "Green Stuff"
Was ist 'Green Stuff' und wo bekomme ich es?
Kneadatite Green Stuff ist eine 2-Komponenten-Masse für kleinere Modellierarbeiten. Tabletop-Spieler nutzen es zum Zusammenkleben ihrer Miniaturen. Nach dem Aushärten ist die Masse zwar hart, aber noch immer biegsam. Man bekommt es unter Anderem im Netz (Amazon), im GamesWorkshop-Store oder bei anderen Fachhändlern. Im Baumarkt dürfte man sehr wahrscheinlich nur verwunderte Blicke ernten, wenn man nach Green Stuff fragt. Geliefert wird unter Anderem es in Strängen von 20 cm. Eine Packung mit 20 cm Green Stuff liegt aktuell (Januar 2012) bei ca. 7 Euro. Achtung, im Netz habe ich auch schon kürzere Teile gesehen (praktischerweise mit der Längenangabe in Zoll...), die aber das Gleiche kosten.
So sieht es im 'Rohzustand' aus:
Warum 'Green Stuff'? Ganz einfach: werden die beiden Komponenten vermischt, wird das Zeug grün.
'Anmischen' von Green Stuff
Schneidet euch ein Stück von dem Strang ab und knetet es ordentlich durch. Am Ende sollte die Masse durch und durch grün sein, ohne gelbe/blaue streifen drin.
Wenns zwischendurch an den Fingern oder Werkzeug kleben bleibt, feuchtet die Finger bzw. das Werkzeug ein bisschen an.
ACHTUNG: Green Stuff und ähnliche Modelliermassen sind 'nur zur äußerlichen Anwendung' gedacht, da
gesundheitsschädlich bei oraler Aufnahme! Bitte
niemals die Finger mit Spucke anfeuchten, wenn der Kram klebrig wird!!! Wenn ihr also Finger oder Werkzeug anfeuchtet, dann habt besser eine kleiner Schale Wasser oder einen feuchten Schwamm da, wo man mal die Finger oder das Modellierwerkzeug reinstecken kann.
Aushärtezeiten von Green Stuff
Kommt auf die Temperatur an. Nach zwei Stunden auf der warmen Heizung ist es schon ziemlich hart. Länger warten schadet jedoch nicht. Wenn man Green Stuff über Nacht aushärten lässt, sollte man aber auf der sicheren Seite sein.
Spachtelmasse
Das Folgende bezieht sich auf die Spachtelmasse aus der Autoabteilung.
Allgemeines
1. Wenn auf der Dose steht 'nur in gut belüfteten Räumen verwenden', hat das seinen Grund. Der Kram stinkt bestialisch.
2. HANDSCHUHE ANZIEHEN!
3. Nicht zu viel anmischen. Wichtig. Der Grund kommt gleich....
4. Schnell arbeiten (!!): wenn der Härter drin ist, habt ihr ca. 5 Minuten , das Zeug zu verarbeiten. Wenn es leicht 'bröckelig' wird, ist es zu spät. Je mehr Härter drin ist, desto schneller wird das Zeug hart.